Ergotherapie im Web

Citizen Science: Spielen(d) für die Alzheimerforschung – Stallcatchers!

Einleitung

Einen Artikel aus dem Themenkomplex „Citizen Science“ haben wir bereits im Dezember 2016 veröffentlicht, die Details behandelten damals die Cochrane Crowd, die die Identifikation von RCT’s1 auf Basis der Abstracts in Datenbanken zum Ziel hat. Ein bisschen Copy & Paste der grundsätzlichen Begrifflichkeiten aus obigen Artikel sei mit gestattet, bevor wir zum Thema Stallcatchers kommen…

Zusätzlich sei noch ganz kurz angemerkt, dass dieser Artikel auch ein kleiner Primer ist, weil sich die nächste Ausgabe unseres Podcasts ausführlich den Themen Citizen Science & Open Innovation in Science widmen wird. (Artikelbild via Stallcatchers (Google-Drive-Link) | CC BY-SA 3.0).

Was ist also Citizen Science (in der Kurzfassung, ausführlicher hier)?

Mit Citizen Science (CS; auch: Bürgerwissenschaften) bezeichnet das Oxford English Dictionary

„the collection and analysis of data relating to the natural world by members of the general public, typically as part of a collaborative project with professional scientists“

also den, meist kollaborativen, Prozess der Sammlung und Analyse von – oft naturbezogenen – Daten durch die (interessierte) Allgemeinbevölkerung in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen.

Lewenstein (2004) beschreibt detaillierter drei Varianten von Citizen Science:

  • Die Integration von Nicht-Expert*innen in wissenschaftliche Arbeit
  • Die Teilhabe von Expert*innen in öffentlichen Angelegenheiten
  • Teilhabe von Nicht-Expert*innen in die Steuerung und Lenkung von Gesellschaften bei Themen, die mit technischen Aspekten befasst sind

Stallcatchers – worum geht’s und was muss man tun?

Stallcatchers beschäftigt sich grundsätzlich mit dem Thema Morbus Alzheimer beziehungsweise der Ursachenforschung dieser Erkrankung: Basierend auf Arbeiten der Cornell University, die Zusammenhänge die zwischen verlegten Blutgefäßen („Stalls“) und dem Auftreten von Morbus Alzheimer feststellten (Hernández et al., 2019), „nutzt“ Stallcatchers quasi Crowdsourcing als Mittel zur Bewertung/Markierung von „Stalls“ in Aufnahmen von Blutgefäßen von Mäusegehirnen. Eine Kurzzusammenfassung des Papers ist für Interessierte auf dem Blog von EyesOnALZ zu finden (en).

Als Nutzer*in bedient man quasi ein virtuelles Mikroskop um solche „Stalls“ in einem Datensatz an Bildmaterial zu klassifizieren. Mit ca. 20.000 anderen Menschen. Oft gleichzeitig. Und auch im Rahmen von Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem kurz zurückliegenden Megathon 2019die vorläufigen Ergebnisse dessen wurden auch bereits veröffentlicht.

Screenshot Stallcatchers
Webinterface von Stallcatchers im Desktopbrowser

Das hört sich komplizierter an, als es in Wirklichkeit ist. Wie (halbwegs) ersichtlich, ist der zu beobachtende Bereich farbmarkiert, das (immer sehr kurze) Video mit dem Blutfluss in den Gefäßen lässt sich auf allen möglichen Geräten (Desktop, Notebook, Tablet, Telefon) im Browser beliebig oft ansehen und Nutzerinnen entscheiden sich nach dem Betrachten, ob ein „Stall“ vorliegt oder das Blut frei fließt. Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse lässt sich dadurch erhöhen, dass die Videos vielen verschiedenen Personen gezeigt werden, das passiert allerdings alles im Hintergrund, ohne aktives Zutun von Nutzerinnen.

Die Ergebnisse des Megathon sind beeindruckend, knapp über 116.000 Videos wurde von ca. 1.500 Nutzer*innen innerhalb von 48 Stunden gesichtet, das entspricht ca. 3,5 Monaten an Laborarbeitszeit…

Generell ist für das Mittun ein Account notwendig, der ist allerdings schnell angelegt und schon kann man mitmachen, anmelden kann man sich auf der Website von Stallcatchers

Fazit

Ich sag’s hier einfach kurz und knapp mit den (sinngemäßen) Worten meines Interviewpartners aus der nächsten Podcastepisode (deren Genuss ich schon im Voraus empfehle):

„Ich kann nicht verstehen, warum Leute an der Bus-/Bimhaltestelle Candy Crush spielen, ich finde das total sinnlos, die Zeit wäre bei Stallcatchers wesentlich besser investiert.“

Und damit hat er ziemlich sicher recht…

Weblinks

Weiterführende/Nützliche Literatur

  1. Randomized Controlled Trials | Randomisierte kontrollierte Studien

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Autor*in

Markus Kraxner

Markus Kraxner hat seine Ausbildung 2010 an der Akademie für den ergotherapeutischen Dienst des Landes Kärnten abgeschlossen. Er war mehrere Jahre im akutpsychiatrischen Setting tätig, seit 2015 arbeitet er als Hochschullehrender an der Fachhochschule Kärnten. Sein berufsbegleitendes Masterstudium hat er 2017 abgeschlossen. Den handlungs:plan hat er 2010 ins Leben gerufen und ist seitdem inhaltlich und redaktionell hauptverantwortlich für die Website. Lebenslauf | Weitere Informationen

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