Ergotherapie im Web

Optische & Akustische Wimmelbilder und ihr Nutzen in der Ergotherapie

Wimmelbilder sind mit Gegenständen, Personen, Tieren, Pflanzen und Alltagssituationen angereicherte, meist großformatige Bilder, die förderliche Aspekte hinsichtlich Aufmerksamkeit, visueller Wahrnehmung und auch sprachlicher Kompetenzen bieten. Die, mit Details angereicherten, Bilder gab es eigentlich schon frühzeitig in der Kunst, zum Beispiel bei Pieter Bruegel der Ältere (Die niederländischen Sprichwörter, 1559). Es wimmelt so richtig von Situationen und interagierenden Personen mit allen möglichen Accessoires rundherum, daher auch der Name. (Artikelbild via Wikimedia Commons)

Es gibt bekannte Wimmelbild-Bücher, die sich um verschiedene Alltagssettings annehmen, auf dem Bauernhof, im Verkehr, im Zoo, in der Schule,… Sogar ein eigener Wimmelbuch-Verlag hat sich etabliert.

Wimmelbilder und ihre Anwendung als therapeutisches Mittel

Wimmelbilder können eine gute Basis für Kommunikation untereinander bieten. Für Eltern ist bestimmt auch interessant, was auf dem Bild wohl als erstes Aufmerksamkeit weckt. Auch wenn die Erwachsenen gleich mal die wesentlichen Elemente rausfiltern können um eine Geschichte zu erzählen, ist es für das Kind vielleicht die kleine Maus am Bildrand. Ein so komplexes Bild kann nun Schritt für Schritt erforscht werden. Das ist bestimmt ein Buch, das immer wieder neu entdeckt werden kann, denn je nach Lebenserfahrung sieht man immer wieder neue Aspekte darin. Empfohlen ist ein Wimmelbild bereits für Kinder ab 18 Monaten. Es erfreut sich aber quer durch alle Altersgruppen an Beliebtheit.

Wimmelbilder bei der visuell-räumlichen Förderung

Gerade in der räumlich-visuellen Förderung kann ein Wimmelbild einiges bieten. Wenn gezielt Elemente gesucht werden müssen geht es einerseits zum Teil um Formkonstanz, auf jeden Fall um Figur-Grund-Wahrnehmung und auch um räumliche Beziehungen—wenn zu Suchendes vielleicht teilweise versteckt ist.

Man kann das Vorgehen in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen staffeln. Eine 1:1 Vorlage, was gesucht werden soll beispielsweise, sprich die Vorlage ist sowohl in Farbe, Form und Größe ident. Und so können auch Abstufungen vorgenommen werden, zum Beispiel eine Unterscheidung nur in einem Teilbereich, wie andere Größe, andere Farbe, usw.

Wenn im Bild dann Gegenstände teilweise versteckt sind, wird es noch schwieriger. Im Spiel Pictureka sind es eher phantastische Zeichnungen, aus denen gewisse Gegenstände herausgefiltert werden sollen. Es gibt dann erweiterte Suchoptionen, zum Beispiel themenorientiert „am Südpol“, „Werkzeuge“, „im Badezimmer“, „alles was kalt ist“…diese Varianten erfordern dann schon weitere Verknüpfungen in der Suche. Ein interessanter Teil dieses Spiels ist geforderte Selbsteinschätzung. Bevor man zu suchen beginnt, sollte nämlich eingeschätzt werden wieviele (zum Beispiel Insekten, oder Ähnliches) man finden kann.

Suche auf dem Wimmelbild

Wimmelbilder bei der Förderung der Aufmerksamkeit

Je mehr zusätzliche Anforderungen gestellt werden, desto schwieriger ist es auch für die Aufmerksamkeit.

„Suche soviele Dinge wie möglich, die mit einem B beginnen, oder suche Dinge die aus vier Silben bestehen (Ba-de-wan-ne).“

Die gerichtete Aufmerksamkeit wird auf jeden Fall gefördert, wenn es aber wie beim oben beschriebenen Spiel um Tempo auch noch geht oder um Konkurrenz in einer Gruppensituation, kommt noch viel mehr hinzu. Die Aufmerksamkeit ist dann nicht für das Bild sondern auch für Vorgänge rundherum zuständig, eine sogenannte geteilte Aufmerksamkeit.

Wimmelbilder im auditiven Bereich—Hörbilder

Im auditiven Bereich gibt es auch „Wimmelbilder“. Wenn im Förderprogramm Audiolog zum Beispiel gewisse Geräusche oder auch Buchstaben aus einem Geräuschwirrwarr herausgefiltert werden müssen. Vom Prinzip her ist vielleicht auch die Stille Post so etwas, denn diese wird ja gerade in lärmender Runde spannend. Erwähnenswert ist auch das Spiel Ratz Fatz: Es wird eine Geschichte erzählt beziehungsweise vorgelesen und die gehörten Gegenstände sollen sofort aus dem Holzrepertoire an Gegenständen rausgefischt werden. Das geht einfach in einem Satz wie „der Hase saß auf einer Bank.“, kann aber auch sehr schwierig werden, wenn das Tier in einem Wort versteckt ist, wie „Das Haus aus lauter Ziegelsteinen.“ oder „Oma geht bald in Rente.“.

Alltagssituationen als Wimmelbilder

Womöglich ist so manche Alltagssituation für ein Kind mit einem Aufmerksamkeitsdefizit auch wie ein Wimmelbild. Soviele Reize (ob visuell oder akustisch) auf einmal—und da soll man das Wesentliche herausfiltern. Gerade darum kann mit solchen Spielen auch an dieser Aufmerksamkeit gearbeitet werden. Zudem sollten gemeinsam auch Strategien für ein ökonomisches Absuchen einer Wimmelbildfläche erarbeitet werden. In einer Gruppe gelingt das gut, da können sogar soziale Interaktionskomponenten mit einfließen

„Schau du auf dieser Seite, ich schaue hier.“

Die Fähigkeit zu sortieren kann bei solchen Aufgaben auch Vorteile bringen, und somit ist ein gesondertes Üben durch diverse Spiele förderlich. Das größte Thema ist aber wohl die eigene Ablenkbarkeit in so einem Bild oder akustischem Klangraum, wenn einem so viele andere interessante Dinge dazu einfallen.

Wimmelbilder für digitale Geräte

Wimmelbilder gibt es mittlerweile auch für PC, Tablets und vermutlich Smartphones, beziehungsweise wird in diversen Computerspielen immer wieder auf diese Suchfähigkeiten aufgebaut, sie werden Wimmelspiele genannt. Eine Suche in den jeweiligen App-Stores (iOS, Android) oder mit einer Internetsuchmaschine bringt hier schon reichlich Ergebnisse zum Sichten.

Ein Spiel mit etwas mehr gefragter Kreativität und zudem grafomotorischer Förderung fällt mir noch dazu ein: Das Kritzelbild. Man zeichnet wilde Kritzel auf ein großformatiges Papier und versucht schließlich Bilder, Menschen oder was auch immer rauszusuchen und auszugestalten beziehungsweise anzumalen.

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Autor*in

Bettina Hutterer

Bettina Hutterer ist seit 2002 Ergotherapeutin und nach ihrer klinischen Tätigkeit in den Fachbereichen Neurologie und Psychiatrie seit 2009 freiberuflich in freier Praxis, vorwiegend im Fachbereich Pädiatrie tätig—Website

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